Luxuszüge bieten seit über 100 Jahren eine einzigartige Möglichkeit der Fortbewegung. Oftmals werden sie als „Hotels auf Rädern“ bezeichnet, da sie dieselben Annehmlichkeiten wie Luxushotels der Fünf-Sterne-Kategorie aufweisen. Elementare Bestandteile einer Reise im Luxuszug sind zahlreiche Annehmlichkeiten, wie ein exklusiver Service und exquisites Essen. Die Reise selbst soll genauso extravagant und angenehm sein, wie das Reiseziel selbst. Im Vordergrund steht hier nicht der Transport, sondern der Aufenthalt an Bord.
Luxuszüge Allgemein
Ein Luxuszug ist ein Fernverkehrszug von außergewöhnlichem Komfort, der hauptsächlich für touristische Zwecke genutzt wird. Es geht nicht primär um den Transport von A nach B, sondern die Reise selbst ist das eigentliche Ziel. Dieses Konzept ähnelt dem einer Kreuzfahrt. Der Luxuszug fungiert daher nicht nur als Verkehrsträger, sondern auch als Unterkunft. Er bietet einen hohen Komfort, exklusiven Service und Gourmetessen, ähnlich einem Fünf-Sterne-Hotel. Aus diesem Grund wird der Luxuszug auch als "Hotel-auf-Rädern" bezeichnet.
Die Dauer einer Luxuszugreise variiert je nach Strecke zwischen einem Tag und mehreren Wochen. Die Routen führen meist durch außergewöhnliche und abgeschiedene Landschaften, die von der allgemeinen Verkehrsinfrastruktur abweichen. Dies bietet den Passagieren die Möglichkeit, landschaftlich reizvolle Gegenden zu erkunden und dabei erstklassigen Komfort und den Luxus vergangener Zeiten zu genießen.
Die meisten Luxuszüge sind entweder historische Bahnen oder an historische Bahnen angelehnt. Sie sind in der Regel hochwertig ausgestattet und im Stil vergangener Epochen wie dem Art Déco oder dem viktorianischen Zeitalter gestaltet und strahlen einen nostalgischen Charme aus. Die Schlafabteile sind sehr geräumig und verfügen über komfortable Betten. Der Service an Bord ist erstklassig und individuell. Oft steht ein permanenter Butler Service zur Verfügung. Die Küche an Bord bietet Gourmetessen, das frisch von renommierten Köchen zubereitet wird. Oft gibt es auch separate Barwagen für den Genuss eines Getränks danach. Darüber hinaus wird abwechslungsreiches Entertainment angeboten und bei längeren Fahrten werden Ausflüge in der Destination vom Zug aus organisiert.
Luxuszugreisen sind eine sehr kostspielige Form des Reisens, mit Kosten von bis zu 1.500 € pro Nacht pro Person. Daher wird sie für besondere Anlässe genutzt. Einige Luxuszüge können auch für geschlossene Gruppen reserviert werden, um zum Beispiel Geburtstage oder andere festliche Anlässe zu feiern. Allerdings muss beachtet werden, dass die Buchungszeit oft mehr als ein Jahr im Voraus beträgt.
Während einer Luxuszugreise verbringen die Touristen den Großteil ihrer Zeit an Bord, was zu einer isolierten Form des Urlaubs führt. Die Gäste verlassen den Zug nur für Ausflüge und erhalten dadurch nur oberflächliche Einblicke in die besuchten Destinationen. Aufgrund dessen werden Luxusbahnreisen auch als Symbol des demonstrativen Konsums und Reichtums angesehen.
Beispiele für Luxuszüge in Europa
Venice-Simplon-Orient Express
Der Venice-Simplon-Orient Express gilt als einer der bekanntesten Züge der Welt. Bereits seit 1883 steht er für den größten Luxus auf Schienen und bietet seinen Passagieren vielfältige Eindrücke von Städten und Landschaften. Schon damals war der Zug eine revolutionäre Verbindung von Reisen und Schlafen.
Ursprünglich fuhr der Orient-Express auf der klassischen Route via Istanbul in den echten Orient. Heutzutage bietet er jedoch unterschiedlichste Verbindungen in Europa an. Zum Beispiel verläuft die Strecke von London über Paris und Budapest bis nach Verona und Venedig. Dabei werden viele bedeutende Städte angefahren.
Schon beim Betreten des Zuges taucht man ein in die Atmosphäre der 1920er und 1930er Jahre und geht dadurch auf eine Art Zeitreise. Die Waggons, die aus den 20er- und 30er-Jahren stammen, sind zwar technisch auf dem neuesten Stand, aber immer noch vom Kunststill Art Déco und Art Nouveau geprägt. Sie sind mit elegantem Art-déco-Interieur, Kristall und edlem Holz gestaltet.
An Bord des Venice-Simplon-Orient Express gibt es drei Speisewagen, in denen exquisite Mahlzeiten serviert werden. Ein Bar-Wagen bietet zudem Live-Pianomusik, um den Passagieren eine angenehme Atmosphäre zu bieten. Die Fahrtdauer variiert je nach Strecke und kann zwischen einem und vier Tagen liegen.
Luxuszugreisen mit dem Venice-Simplon-Orient Express haben ihren Preis. Die Kosten liegen in der Regel zwischen etwa 2.400 und 7.000 €, abhängig von der gewählten Route und der Kategorie der Unterkunft an Bord.
Impressionen des Venice-Simplon-Orient Express: Venice Simplon-Orient-Express - YouTube Video
Glacier Express
Am 25. Juni 1930 fand die Jungfernfahrt des Glacier Express statt. Seitdem durchquert der Zug Schweizer Bergwelt auf einer achtstündigen Fahrt von Zermatt nach St. Moritz. Auf der 291 Kilometer langen Strecke passiert der Zug 91 Tunnel, zahlreiche enge Kurven und überquert 291 Viadukte und Brücken. Ein Höhepunkt der Fahrt ist das Panorama der Rheinschlucht zwischen Ilanz und Reichenau, welche auch "Grand Canyon der Schweiz" bezeichnet wird.
Der Glacier Express bietet einen stilvollen Innenraum in den Waggons sowie exzellenten Service. In der Excellent Class können maximal 20 Fahrgäste reisen. Während der Fahrt kümmert sich ein Concierge um das Wohl der Reisenden. Zudem wird den Gästen während der Fahrt ein frisch zubereitetes, regionales, fünfgängiges Menü serviert, inklusive einem späteren Apéro an der Glacier Bar.
Eine Besonderheit des Glacier Express sind die beiden per Knopfdruck zu öffnenden Panoramafenster, die es den Passagieren ermöglichen, die Landschaft ohne Spiegelungen zu fotografieren. Die Kosten für die Excellent Class betragen während der Hauptsaison etwa 730 €. Alternativ ist es auch möglich, mit dem Glacier Express in der 1. oder 2. Klasse zu reisen. Hier müssen die Gäste nicht so tief in die Tasche greifen, denn die Preise beginnen ab 150 € für einen Platz in der 2. Klasse. In diesen Klassen ist jedoch nur die Zugfahrt selbst enthalten.
Impressionen des Glacier Express: Glacier Express - Excellence Class - YouTube Video
El Tren al Andalus
Der El Tren al Andalus ist ein historischer Zug, der 1929 für die englische Königsfamilie gebaut wurde. Ursprünglich diente er dazu, die Königsfamilie von Calais in Nordwestfrankreich an die Côte d'Azur zu bringen. Heutzutage wird der Zug für eine Strecke von Sevilla über Granada nach Córdoba genutzt. Die Reisedauer beträgt sieben Tage mit sechs Übernachtungen an Bord. Während der Fahrt gibt es viele Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, darunter die historischen Ortskerne von Córdoba und Baeza, die Alhambra und die Generalife-Gärten in Granada sowie das größte Naturschutzgebiet Europas in der Nähe von Sanlúcar. Es sind Zwischenstopps geplant, bei denen eben genannte Sehenswürdigkeiten besichtigt werden und Weinverkostungen und Erkundungen der Umgebung auf dem Programm stehen.
Der Zug verfügt über vier Salonwagen, in denen die Passagiere Sterneküche und Cocktails an der Bar genießen können. Es gibt sieben klimatisierte Schlafwagen mit insgesamt 32 Suiten. Der Preis für ein Doppelzimmer für zwei Personen beträgt etwa 9.400€.
Zusätzlich zur ursprünglichen Strecke ist eine neue Route hinzugekommen, die von Sevilla nach Porto in Portugal führt.
Impressionen des El Tren al Andalus: El Tren Al Ándalus - YouTube Video
Belmond Royal Scotsman
Der schottische Luxuszug wurde erstmals im Jahr 1985 eingesetzt. Er bietet Platz für 36 Fahrgäste und startet und endet seine Rundreisen am Bahnhof Edinburgh Waverley. Die Zugfahrten, die jährlich zwischen April und Oktober stattfinden, führen durch die abwechslungsreiche Landschaft des schottischen Hochlands. Aktuell werden zehn verschiedene Routen angeboten, die thematisch unterschiedlich ausgerichtet sind, wie zum Beispiel die Rundreise "Historische Anwesen und Gärten". Der Royal Scotsman ist bekannt für sein breites Angebot an Themenreisen, die auf die Interessen der Fahrgäste ausgerichtet sind. Die Dauer der Zugreisen variiert zwischen zwei und sieben Tagen, wobei die Preise pro Person pro Reise ab 4600€ beginnen.
Eine Besonderheit des Royal Scotsman ist, dass er nicht während der Nacht fährt, sodass die Reisenden nicht durch die Fahrgeräusche in der Nacht belästigt werden. Weitere Besonderheiten ist der Panoramawaggon, der über eine offene Veranda verfügt, die den Fahrgästen eine beeindruckende Aussicht ermöglicht. Zudem bietet der Zug einen kleinen Wellness-Bereich für zusätzliche Entspannung während der Reise.
Impressionen des Belmond Royal Scotsman: Belmond Royal Scotsman - YouTube Video
Beispiele für Luxuszüge weltweit
Blue Train
Der Blue Train fährt im südlichen Afrika. Er wurde erstmals im Jahr 1923 unter dem Namen Union Limites zwischen Johannesburg und Kapstadt eingesetzt. Im Jahr 1937 wurden die Holzwaggons des Blue Train durch blau lackierte Stahlwaggons ersetzt, wodurch der Zug seinen heutigen Namen erhielt. Inzwischen befährt der Blue Train Strecken zwischen Pretoria und Kapstadt sowie zwischen Pretoria und dem Kruger National Park. Die Reise auf diesen Strecken dauert zwischen ein bis zwei Tagen, wobei der Preis ab 650€ pro Person pro Fahrt beginnt. Der Zug verfügt über eine Passagierkapazität von 76 bis 84 Personen. Besonderheiten des Blue Train sind ein private Butler Service für die Fahrgäste, ein Loungewaggon mit Panoramafenstern sowie Lounges an den Bahnhöfen für zusätzlichen Komfort. Weitere mögliche Höhepunkte während der Zugreise sind beispielsweise Busch-Exkursionen oder Besichtigungen von historischen Kolonialstädten.
Impressionen des Blue Train: The Blue Train - YouTube Video
Pride of Africa
Der Pride of Africa, auch bekannt als Rovos Rail, gilt als der luxuriöseste Zug der Welt und fährt im südlichen Afrika. Der Nostalgiezug, mit einer Passagierkapazität von 72 Personen, wurde nach dem Vorbild der klassischen Züge der 1920er Jahre gestaltet. Er fährt durch die Länder Südafrika, Botswana, Simbabwe, Sambia und Tansania, wobei die Dauer der Reisen mit dem Pride of Africa je nach Strecke zwischen drei und fünfzehn Tagen variiert. Die Preise beginnen ab 1400 € pro Person.
Ein Höhepunkt des Blue Train sind der offene Loungewaggon, ausgestattet mit Panoramafenstern und eine Aussichtsplattform am Ende des Zuges, was den Reisenden einen einzigartigen Ausblick bietet. So erlaubt der Lounge-Waggon den Reisenden eine Safari auf Schienen, bei der man durch die Fenster Giraffen, Löwen, Antilopen und Elefanten bewundern kann.
Ein weiterer Höhepunkt ist der Halt bei den Victoriafällen. Die Reisenden haben hier zudem auch die Möglichkeit, die beeindruckenden Wasserfälle aus der Vogelperspektive per Helikopter zu bestaunen.
Eine Besonderheit des Pride of Africa ist seine Rückbesinnung auf die frühere Eisenbahnzeit. Aufgrund dessen gibt es weder Radio noch Fernseher an Bord. Zudem dürfen mobile Endgeräte und Internet nur in den Schlafkabinen benutzt werden.
Weitere Informationen Pride of Africa: Pride of Africa - YouTube Video
Seven Stars
Der Seven Stars, der seit 2013 in Japan fährt, ist der erste moderne Luxuszug des Landes. Der Name "Seven Stars" repräsentiert dabei die sieben Präfekturen Japans. Der Luxuszug ist im Ambiente des 19. Jahrhunderts gestaltet und erinnert an den Charme des berühmten Orient Express. Die Zimmer sind eine elegante Mischung aus westlichem und japanischem Design und bieten den Fahrgästen einen einzigartigen Komfort. Der Seven Stars Train verfügt über sieben Waggons und kann maximal 30 Passagiere beherbergen. Die Preise für eine zweitägige Reise beginnen ab 1500 € pro Person. Aufgrund seiner großen Beliebtheit ist es erforderlich, sich für eine Zugrundfahrt zu bewerben und dann per Auslosung ausgewählt zu werden.
Die Route des Seven Stars ist als Rundfahrt über die südliche Insel Kyushu organisiert und startet und endet an der Hakata Station, wobei eine Rundfahrt zwischen zwei bis vier Tage dauert.
Eine besondere Attraktion des Seven Stars Train ist das Gourmetessen, das frisch während der Zugfahrt von Sterneköchen zubereitet wird. Eine weitere Besonderheit des Zuges ist der Panoramawaggon, der den Passagieren einen atemberaubenden Ausblick ermöglicht.
Impressionen des Seven Stars: Seven Stars - YouTube Video
The Ghan
The Ghan ist ein transkontinentaler Fernverkehrszug durch das australische Outback, der die Städte Darwin und Adelaide und somit Nord- zur Südküste Australiens verbindet. Benannt wurde er benannt nach den afghanischen Kameltreibenden, die von den 1860er-Jahren bis Anfang des 20. Jahrhunderts mithalfen, die Infrastruktur im Outback zu erforschen und aufzubauen. Mit einer Streckenlänge von 2979 Kilometern zählt er zu den längsten Zugverbindungen der Welt.
Während der Fahrt mit dem Luxuszug durchqueren die Passagiere insgesamt vier Klimazonen und überqueren 22 Breitengrade. Die gesamte Strecke dauert etwa 49 Stunden und wird in der Hauptsaison zweimal pro Woche angeboten. In der Nebensaison gibt es nur eine wöchentliche Verbindung, die die Australien-Durchquerung ermöglicht.
Die Preise für ein einfaches Ticket beginnen ab 365 € pro Person, während eine Fahrt im Schlafabteil ab 667 € möglich ist. Wer mehr Luxus wünscht, kann die frühere erste Klasse, den sogenannten "Gold Service" buchen. Hier sind gemütlichen Doppelkabinen mit eigener Dusche und ein Drei-Gang-Menüs inkludiert. Die Preise für den "Gold Service" beginnen ab 1000 € pro Person. Zudem gibt es die Option, sein Auto mit dem Autotransportwagen mitzunehmen.
Höhepunkte der Strecke sind der berühmte Kakadu Nationalpark mit üppiger australischer Pflanzen- und bunter Tierwelt oder Stadtführungen in Alice Springs und Katherine Station, in welchen der Zug jeweils einen vierstündigen Aufenthalt einlegt.
Impressionen des The Ghan: The Ghan - YouTube Video
Verfasst von Anja Maier